Pressekonferenz: Arzneimittelkosten in Österreich – aktuelle Zahlen

Patentfreie Erstanbieter sind durchschnittlich um 55 Prozent teurer als Generika. Ein Einsparpotenzial von über einer Viertelmilliarde Euro wurde 2011 nicht ausgeschöpft. Weltweit können steigende Kosten bei den Gesundheitsausgaben in den nächsten Jahren durch Generika gebremst werden.

“In Österreich hätten die Arzneimittelausgaben 2011 deutlich geringer ausfallen können, wenn Generika überall dort eingesetzt worden wären, wo dies möglich ist. Das geht aus den aktuellen Zahlen des unabhängigen Instituts IMS HEALTH hervor”, erklärte Präsident Bernd Leiter, Österreichischer Generikaverband (OEGV), die im Rahmen einer Pressekonferenz gemeinsam mit Dr. Frank Wartenberg, Geschäftsführer IMS HEALTH und Dr. Christoph Baumgärtel, Leiter der Abteilung Medizinische Bewertung, BASG/AGES Medizinmarktaufsicht, präsentiert wurden. “Im patentfreien Bereich dominieren Erstanbieter mit einem Verordnungsanteil von 57 Prozent auf Basis „Counting Units“ und sind um durchschnittlich 55 Prozent teurer als Generika (Fabriksabgabepreis, FAP/Counting Unit, CU)”, betonte Leiter. Wie die Marktforscher errechneten, hätten zusätzlich zu den bereits realisierten Ersparnissen weitere 256 Mio. Euro eingespart werden können.

Wettbewerb senkt Preise nach Patentablauf

Österreich besitzt seit 1.1.2005 ein einzigartiges und sehr effizientes Preisbildungssystem: den Erstattungskodex (EKO). Dieser regelt bis zum Markteintritt des dritten Generikums die Preise. Danach beginnt der Wettbewerb zwischen den Generikaanbietern, was die Preise nachweislich weiter sinken lässt. 2011 wurden so die durchschnittlichen Original-Arzneimittelkosten von 35,72 Euro FAP pro Packung mit Markteintritt von Generika auf 8,58 Euro gesenkt; der Durchschnittspreis von Generika betrug 5,49 Euro. Der Preis pro „Counting Unit“ von patentfreien Arzneimitteln von Erstanbietern betrug 0,20 Euro, bei Generika lag er nur bei 0,13 Euro. „Mit mehr Generikaverordnungen könnte das österreichische Gesundheitssystem künftig noch stärker von dem enormen Preisvorteil moderner Generika profitieren, um zusätzlichen finanziellen Raum für die Verbesserung der Patientenversorgung zu schaffen.Obwohl 89 Prozent der verordneten „Counting Units“ patentfrei und generikafähig sind, betrug der Generikaanteil nur 38 Prozent vom Gesamtmarkt“, so Leiter und betonte: „Besonders bemerkenswert ist, dass innerhalb des Gesamtmarktes nur 19 Prozent des Umsatzes auf Generika entfallen.“

Herausforderung demografische Entwicklung

Ob die derzeitige therapeutische Versorgung auch noch in 20 Jahren garantiert werden kann, hängt davon ab, wie vernünftig vorhandene Mittel eingesetzt werden. Aufgrund der Bevölkerungsentwicklung steigen auch in Österreich die jährlichen Aufwendungen für Arzneimittel. Bis zum Jahr 2030 wird in Österreich der Bevölkerungsanteil der über 60-Jährigen um fast eine Million auf 2,6 Millionen steigen. Gleichzeitig steigt mit zunehmendem Alter der Arzneimittelverbrauch beträchtlich. Sind es in der Altersgruppe der 40- bis 49-Jährigen noch 14 Packungen pro Jahr, so steigt der Verbrauch bei den 70- bis 79-Jährigen auf 63 Packungen, bei den 80-Jährigen gar auf 98 Packungen pro Jahr!

Finanzierung von Therapien – Kostenbremse wirkt

Eine vom US-amerikanischen IMS Institute for healthcare Informatics für den globalen Markt publizierte Studie („The Global Use of Medicines: Outlook Through 2015“) zeigt deutlich, dass weltweit die steigenden Kosten bei den Gesundheitsausgaben in den kommenden Jahren bis 2015 durch den forcierten Einsatz von Generika gebremst werden können. Nach IMS-Berechnungen können insbesondere die künftigen Steigerungen der Therapiekosten für die großen Volkskrankheiten (Asthma, Bluthochdruck, Diabetes, Krebs) durch den Einsatz von Generika abgebremst werden. Für die Behandlung von Fettstoffwechselstörungen prognostiziert das IMS Institute for healthcare Informatics, USA, bei entsprechendem weltweitem Einsatz von Generika sogar rückläufige Kosten. Eine Kostenbremse in dieser Größenordnung bis 2015 könne laut Studienergebnis nur durch einen entsprechenden Anstieg von Generikaverordnungen erreicht werden, während die Ausgaben für Erstanbieter aufgrund innovativer Produkteinführungen konstant bleiben würden.

Breite Versorgung bei gleich hoher Qualität

Der verstärkte Einsatz von Generika in der Alltagsversorgung bietet nachweislich ein beträchtliches Kostendämpfungspotenzial. Auch in Österreich entlasten Generika das Gesundheitssystem bereits massiv: Früher waren Cholesterinsenker oft nur aufwendig über den Chefarzt erhältlich. Jetzt können ohne Mehrkosten bis vier Mal so viele Patienten behandelt werden. Auch beim Wirkstoff Clopidogrel (Blutverdünnungsmittel nach Herzinfarkt) sanken die Therapiekosten auf ein Viertel. Durch den Ablauf des Patentes von Pantoprazol (Protonenpumpenhemmer bei Magenerkrankungen) können inzwischen mehr als doppelt so viele Patienten bei gleichbleibenden Ausgaben behandelt werden. „Generika ermöglichen es, auf bewährte Wirkstoffe zu vergleichsweise niedrigen Preisen zurückzugreifen. Für die österreichischen Krankenkassen sind Generika ein wichtiges Instrument zur Effizienzoptimierung“, fasste Leiter zusammen.

Counting Unit = ist jene Dosis, die der Patient pro Einnahme zu sich nimmt.

Kontakte:

IMS HEALTH Austria, Mag. Erika Sander, Tel. +43 1 78002-0, www.imshealth.com
BASG/AGES Medizinmarktaufsicht, Kommunikationsmanagement, E-Mail: pr_basg@ages.at