Senioren-Umfrage: Jeder zweite nimmt Generika

• 80 Prozent der Befragten nehmen aktuell regelmäßig ein oder mehrere Medikamente ein, davon nehmen 42 Prozent Generika ein.
• Zwei Drittel hat positive Einstellung zu Generika
• Preisdruck: Mehr als 20 Produkte pro Monat verlassen im Durchschnitt den Erstattungskodex.

Wien, am 14. September 2022 – Eine aktuelle Umfrage des Österreichischen Generikaverbandes in Kooperation mit dem Online Research Institut Marketagent zeigt: Mehr als die Hälfte der befragten über 65-Jährigen haben gesundheitliche Probleme. Etwa 40 Prozent derjenigen Befragten, die aktuell an einer oder mehreren Krankheiten leiden, nehmen Generika ein. Mehr als 9 von 10 der Befragten wissen, was Generika sind. Dies hat eine repräsentative Befragung von 500 Österreicherinnen und Österreichern im Alter von 65+ Jahren ergeben.

Häufige Erkrankungen und hoher Medikamentenverbrauch bei über 65-Jährigen

19 Prozent der Bevölkerung in Österreich ist über 65 Jahre alt. Bis 2050 steigt der Anteil der über 65-Jährigen in Österreich um fast 9 Prozentpunkte auf 27,7 Prozent. Durch die demografische Entwicklung und den medizinischen Fortschritt erhöhen sich auch die Häufigkeit von (chronischen) Krankheiten und der Medikamentenverbrauch. Bereits ab dem 50. Lebensjahr steigt der Bedarf an Arzneimitteln stark an. Typische chronische Erkrankungen im Alter sind beispielsweise Herzschwäche, Diabetes, Demenz oder Morbus Parkinson.
Das spiegelt sich auch in der Umfrage wider: Mehr als die Hälfte der befragten Senioren geben an, an einer oder mehreren Erkrankungen zu leiden. Mehr als ein Viertel davon leidet an mehr als einer Krankheit – sogenannter Multimorbidität. Die häufigsten Erkrankungen mit 53,2 Prozent sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z.B. Bluthochdruck, Herzschwäche), gefolgt von Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes Mellitus, Gicht oder Schilddrüsenerkrankungen (35,8 Prozent) und Muskel-Skelett-Erkrankungen (z.B. Arthritis, Arthrose, Rheuma oder Osteoporose) mit 28 Prozent Zustimmung. Hoch ist auch der Medikamenten-Verbrauch in der Gruppe der über 65-Jährigen: Rund 80 Prozent der Befragten nehmen derzeit regelmäßig ein oder mehrere Medikamente zur Heilung Vorbeugung oder Linderung von Krankheitssymptomen ein.

2020 betrugen die Gesundheitsausgaben in Österreich 46,6 Milliarden Euro. Mit 12,9 Prozent der Gesundheitsausgaben bleiben die Aufwendungen für Arzneimittel bisher stabil an dritter Stelle – nach den Ausgaben im stationären bzw. im ambulanten niedergelassenen Bereich. Die Bevölkerungsveränderung stellt unser Gesundheitssystem jedoch vor Herausforderungen. Durch die steigenden Kosten wird Effizienz immer wichtiger: „Der Medikamenten-Verbrauch wächst mit der demografischen Entwicklung, da gerade die ältere Bevölkerung einen höheren Bedarf pro Kopf aufweist. Daher ist ein effizienter Einsatz der Mittel besonders wichtig. Ein wesentlicher Teil davon ist die Förderung des Generikaeinsatzes“, so Dr. Wolfgang Andiel, Präsident des Österreichischen Generikaverbandes.

Generika spielen eine wichtige Rolle in der Therapie

Rund 40 Prozent derjenigen Befragten, die derzeit an einer oder mehreren Krankheiten leiden, nehmen aktuell Generika ein. „Generika spielen eine wichtige Rolle in der medikamentösen Versorgung alter und älterer Menschen. Insbesondere bei den sogenannten Volkskrankheiten werden sehr häufig Generika verschrieben. Bei der Todesursache Nummer Eins – nämlich Herz-Kreislauferkrankungen – beträgt der Anteil an Generikaverordnungen 62 Prozent. Bei Demenzerkrankungen ist der Generika-Anteil mit 76 Prozent sogar überdurchschnittlich hoch“, so Andiel.

Weltweit sterben jährlich rund 17,5 Millionen Menschen an den Folgen einer Herz-Kreislauf-Erkrankung, wobei Schätzungen einen Anstieg auf rund 22,2 Millionen pro Jahr bis 2030 prognostizieren. Auch das Ausmaß chronischer Krankheiten bzw. Gesundheitsprobleme nimmt mit dem Alter zu: von 18 Prozent bei den 15- bis 29-Jährigen auf 53 Prozent bei den ab 60-Jährigen. Generika sichern nicht nur den breiten Zugang von Patienten zu moderner Medizin, sondern helfen den Krankenkassen und damit der Gesellschaft, unser Gesundheitssystem auch in Zukunft zu finanzieren.

Wissen und Akzeptanz um Generika ist hoch

Generika sind mittlerweile akzeptierter Teil der Therapie: Der Großteil der Befragten weiß, was Generika sind (76,8 Prozent) und gar 95,2 Prozent haben zumindest schon von Generika gehört. Rund 65 Prozent stehen Generika sehr positiv oder eher positiv gegenüber, über ein Viertel stehen neutral zu Generika und nur 6,8 Prozent stehen Generika eher oder sehr negativ gegenüber. Der Großteil (fast 80 %) gibt zudem an, bisher keinen Anlass dazu gehabt zu haben, gegenüber dem behandelnden Arzt Bedenken gegenüber Generika zu äußern. „Damit Patienten Generika akzep-tieren, ist vor allem das Vertrauen entscheidend, dass sich Generika hinsichtlich ihrer Wirksamkeit und Qualität nicht vom jeweiligen Referenzprodukt unterscheiden, obwohl sie preiswerter sind. Eine besonders wichtige Rolle spielen hier die Ärzte und Apotheker als zentrale Ansprechpartner für Patienten“, so Andiel. Auch hier zeichnen die Umfrage-Ergebnisse ein positives Bild: Knapp 69 Prozent fühlen sich sehr gut, mehr als ein Viertel zumindest teilweise informiert.

Hoher Preisdruck gefährdet Versorgungssicherheit

Mehr als 90% der abgegebenen Medikamentenpackungen stammen aus dem patentfreien Segment, 54% davon sind Generika. Sie haben also eine hohe Versorgungsfunktion für die österreichischen Patientinnen und Patienten. Hoher Preisdruck und ungünstige Rahmenbedingungen haben dazu geführt, dass ein wesentlicher Teil der chemischen und pharmazeutischen Produktion in den letzten zwei Jahrzehnten aus Kostengründen weg aus Europa vor allem in den asiatischen Raum verlagert wurde. Noch im Jahr 2000 kamen 59 Prozent der Wirkstoffe aus Europa, 2020 waren es nur mehr 33 Prozent. In Österreich führt der Preisdruck aber auch dazu, dass im Durchschnitt mehr als 20 Produkte pro Monat den Erstattungskodex verlassen. Damit gehen sukzessive versorgungsrelevante Medikamente verloren. „Die negative Preisspirale muss gebremst und vorgese-hene restriktive Preisregularien müssen ausgesetzt werden, um die Versorgung mit Generika zu gewährleisten. Dazu gehört insbesondere die Einführung der Möglichkeit, Arzneimittelpreise zumindest an den Verbraucherpreis-Index anzupassen, um die gestiegenen Produktionskosten wenigstens teilweise zu kompensieren“, so Andiel.