Wien, 12. September 2024 – Die Bevölkerung wird immer älter, bei einer gesamten Lebenserwartung von über 80 Jahren enden die gesunden Lebensjahre aber im Durchschnitt bei Frauen bereits mit 64,7 und bei Männern bei 63,1 Jahren. Ab 50 steigt der Bedarf an Arzneimitteln stark an. Generika haben eine unverzichtbare Versorgungsrolle in Österreich, das belegen nun neuerlich Zahlen einer Studie des Österreichischen Generikaverbands in Kooperation mit dem Marktforschungsinstitut IQVIA. Trotz ihres hohen Stellenwerts stehen Generika-Produzenten jedoch unter starkem Preisdruck, der die Medikamentenversorgung langfristig gefährden könnte.
Generika machen in Österreich knapp die Hälfte aller verschriebenen Medikamente aus, während sie nur 16 Prozent der Gesamtkosten verursachen. Besonders hoch ist die Versorgungsrolle von Generika bei Cholesterinsenkern mit 83 Prozent, bei Antibiotika mit 65 Prozent und Herz-Kreislauf-Präparaten mit 57 Prozent. Während die Anzahl der verschriebenen Packungen steigt, sinken die Kosten und Preise pro Packung seit 2009 in den beobachteten Therapiegebieten: So ist die Anzahl der verschriebenen Packungen von 37 Mio EUR auf 50 Mio EUR gestiegen, während die Kosten für die Kassen um 426 Mio EUR auf 280 Mio EUR sowie die durchschnittlichen Packungspreise dank Generika um die Hälfte gesunken sind.
„Unsere Studie zeigt eindrucksvoll, dass dank Generika trotz sinkender Preise deutlich mehr Patientinnen und Patienten behandelt werden. So sind beispielsweise die Kosten für Cholesterinsenker für die Krankenkassen um 6 Prozent gesunken, obwohl die Anzahl der verschriebenenPackungen sich verdoppelt hat.“, erklärt Wolfgang Andiel, Präsident desÖsterreichischen Generikaverbands.
Dennoch sieht sich die Generika-Industrie in Österreich einem immensen Preisdruck ausgesetzt. Während die Kosten für die Herstellung durch die Inflation stetig steigen, sind die Preise für Generika seit Jahren rückläufig. Dieser wirtschaftliche Druck führt dazu, dass wichtige Medikamente zunehmend vom Markt verschwinden. Rund 600 Medikamente sind in Österreich nicht oder nur eingeschränkt verfügbar – darunter essenzielle Arzneimittel wie Schmerzmittel und Antibiotika. In 36 Prozent der Fälle von Vertriebsengpässen gibt es nur einen Anbieter. 721 relevante Medikamente müssen mit der neu eingeführten Verordnung zur Arzneimittelbevorratung für den österreichischen Bedarf von vier Monaten bevorratet werden. 83 Prozent dieser Arzneimittel sind Generika. Der Antibiotika-Bereich nimmt mit 35 Prozent den größten Anteil ein.
Das Erstattungssystem für Arzneimittel mit dem Erstattungskodex befindet sich an einem entscheidenden Punkt. „Die aktuelle Preisstruktur hat ein Niveau erreicht, das die wirtschaftliche Verfügbarkeit vieler Generika ernsthaft gefährdet. Damit wird auch die nachhaltige Medikamentenversorgung aufs Spiel gesetzt“, warnt Andiel. Um die langfristige Versorgungssicherheit zu gewährleisten, fordert der Österreichische Generikaverband daher dringend Reformen im Erstattungssystem. Dazu gehören unter anderem:
Generika-Förderung: Aktive Förderung des Generika-Einsatzes durch die Schaffung von Verschreibungs-Anreizen sowie von Vorteilen für Patientinnen und Patienten, wie z.B. eine reduzierte Rezeptgebühr und die Berücksichtigung auch jener Medikamente bei der Rezeptgebührenobergrenze die preislich unter der Rezeptgebühr liegen.
Aufnahme von Generika in den Erstattungskodex: Die Aufnahme von Generika so gestalten, dass Wettbewerb und Vielfalt möglich ist – für eine bessere Versorgungen der Patientinnen und Patienten.
Angemessene Preise: Angemessen Generikapreise unter Berücksichtigung gestiegener Kosten und Anforderungen und die Möglichkeit der Anpassung der Preise an die Inflation.
Planbarkeit sichern: Die Entwicklung neuer Generika benötigt eine ausreichende Vorbereitungszeit. Alle zwei Jahre drohen Streichungen aus dem Erstattungskodex, wenn die Preise nicht auf das niedrigste Niveau gesenkt werden. Zwei Jahre sind für die Industrie ein zu kurzer Planungshorizont.