Wien, 20.11.2024 – Die Preise für Generika sinken trotz steigender Kosten und wachsender regulatorischer Anforderungen weiterhin kontinuierlich. Die Inflation verschärft die Situation zusätzlich. Der starke Preisdruck führt in Österreich dazu, dass im Durchschnitt etwa 20 Medikamente pro Monat den Erstattungskodex verlassen, weil eine wirtschaftliche Vermarktung nicht mehr möglich ist. Davon betroffen sind zum Beispiel Schmerzmittel, Medikamente für das Herz-Kreislauf- oder das zentrale Nervensystem sowie Diabetes-Medikamente. Das erhöht das Risiko der Marktverengung und bedroht den Patientenzugang zu leistbaren Medikamenten. Der Österreichische Generikaverband fordert daher von der neuen Bundesregierung klare Maßnahmen, um den Beitrag von Generika zur Versorgungssicherheit und Kostenentlastung im Gesundheitssystem langfristig zu sichern.
Die Versorgungsrolle von Generika ist enorm. 59 Prozent aller Verordnungen im patentfreien Markt sind Generika. Jedes weitere Prozent an Generikaverordnungen spart 16 Millionen Euro für andere Therapien. In Österreich haben wir in praktisch allen Indikationsgebieten Generika. Eine besonders große Rolle spielen sie bei den chronischen Volkskrankheiten: 70 Prozent aller Verordnungen bei Herz-Kreislauferkrankungen sind Generika.
Auch von den 721 kritischen Arzneimitteln, die ab dem kommenden Jahr per Gesetz von der Industrie eingelagert werden müssen, sind rund 70 Prozent Generika. Dennoch sind in Österreich derzeit fast 500 Medikamente im Vertriebseinschränkungsregister des Bundesamts für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) als nicht oder nur eingeschränkt verfügbar gemeldet. Im Schnitt kommen pro Monat 100 neue Medikamente dazu. Derzeit fehlt es vor allem an Medikamenten im Bereich der kardiovaskulären Erkrankungen, an Antibiotika sowie Schmerz- und fiebersenkenden Mitteln. Viele davon sind Generika, deren wirtschaftliche Basis bei Billigstpreisen nicht mehr gegeben ist. Das Resultat: Wir verlieren die Medikamente aus der Versorgung.
Nicht nur für die Verfügbarkeit an Medikamenten, auch für die Finanzierbarkeit des Gesundheitssystems sind Generika unverzichtbar. Denn die Budgets sind angespannt: Die Schuldenquote in Österreich steigt weiter, die laufenden öffentlichen Gesundheitsausgaben lagen 2023 bei 52 280 Millionen Euro – das sind 4,8 Prozent mehr als noch im Jahr zuvor. Die Aufwendungen für Arzneimittel bleiben dabei stabil an der dritten Stelle. Auch die Österreichische Gesundheitskasse meldet 2024 ein Minus von 481 Millionen Euro und erwartet im nächsten Jahr ein Defizit von bis zu 800 Millionen Euro. „Die demografische Entwicklung wird diesen Trend zusätzlich befeuern. Generika sind wichtiger denn je, um die Finanzierung unseres Gesundheitssystems und die Versorgung der Patientinnen und Patienten weiterhin zu sichern,“ betont Wolfgang Andiel, Präsident des Österreichischen Generikaverbandes.
Die Politik hat es in der Hand, durch eine zukunftsorientierte Arzneimittelpolitik, die Medikamentenversorgung zu gewährleisten und das Gesundheitssystem finanziell zu entlasten. „Wir fordern für die neue Legislaturperiode planbare und stabile Rahmenbedingungen und eine entschlossene Generikaförderung, nur so können wir die Vorteile von Generika weiterhin in vollem Umfang nutzen“, so Andiel.
Der Österreichische Generikaverband ist ein Zusammenschluss von 10 Generika-Produzenten, die sich zur optimalen Versorgung der österreichischen Patientinnen und Patienten mit hochwertigen, preiswerten Arzneimitteln bekennen. Das Ziel unseres Verbands ist einerseits, die Öffentlichkeit über die Vorteile von Generika zu informieren und andererseits aktuelle gesundheitspolitische Debatten mitzugestalten. Unsere Mitglieder sind Aristo Pharma Österreich GmbH, Bluefish Pharma, Dermapharm GmbH, G.L. Pharma GmbH, Genericon Pharma Gesellschaft m.b.H, interpharm ProduktionsgmbH, ratiopharm Arzneimittel VertriebsGmbH, Sandoz GmbH, Stada GmbH und Viatris Austria GmbH.